"Reste gibt es nicht"

Bei der Pelzverarbeitung wird nicht nur das eigentliche Fell verwendet. Die übrigen Stücke sind keineswegs Abfall – insbesondere griechische Kürschner sind in der Weiterverarbeitung wahre Meister.

Keine Frage – der mittlere Teil des Pelzes ist der hochwertigste. Doch wohin mit Köpfen, Nacken, Vorder- und Hinterpfoten ( bzw. -klauen), Seiten, Wammen und Schweifen ? Dieses Teile – auch Stücke(-n) genannt – sind ebenfalls wertvoll und nutzenswert. Sie haben oft die gleiche Haltbarkeit, bis auf die Kopf- und Nackenstücken sind sie meist sogar leichter als das "Hauptfell". Sie werden in den Werkstätten gesammelt und fast ausschließlich nach Griechenland geschickt, wo sie kunstvoll sortiert und zusammengenäht werden. Bei guten Nerzpfoten wird beispielsweise in bis zu vier Rauchen- ( Dichte, Länge) und acht Grundfarbstufen ( je sechs Unterfarben ) sortiert, dann in Streifen genäht, diese dann wieder sortiert, und zusammengestellt. Das so entstandenen Produkt gelangt als Body ( Mehrzahl Bodies ) oder Platte wieder in den Handel.

Was dabei entsteht, kann sich sehen lassen: Ein Mantelbody misst in der Regel 230 x 118 Zentimeter, ein Jackenbody 230 x 75 bis 90 Zentimeter. Aus diesen Rechtecken werden preisgünstige Pelzjacken, -mäntel und Innenfutter hergestellt. Die sogenannte Pelztafel (engl. plate) misst etwa 60 x 120 Zentimeter und ist fast nur bei chinesischen Artikeln üblich.

Bodies werden in der Regel jeweils aus der gleichen Stückenart hergestellt, zum Beispiel nur aus Pfoten oder nur aus Schweifen. Dies ergibt eine gleichmäßigere Oberflächenstruktur bzw. ein regelmäßiges Muster. Meist handelt es sich um Fischgrät- oder Zickzack-, Flecht-, horizontales oder Quer-, Wellen- bzw. Schuppen-Muster. Ovale Seitenstücken werden in weniger gleichmäßigem bzw. zufälligem Muster gefertigt.

Fellseiten werden vertikal zu Bodies gearbeitet. Auch aus dem Textilbereich übernommene Muster wie Karo, Rhomben oder Hahnentritt sind im Handel. Durch Färben, Bedrucken und Scheren, auch durch Nappierung der Lederseite zur wendbaren Verarbeitung sind weitere Möglichkeiten für diesen vielseitigen Pelzartikel eröffnet worden.

Der Wert eines Bodies hängt von der Pelzart und den verwendeten Stücken ab.Ein Body aus ganzen Fellen einer preisgünstigen Fellart kann durchaus einmal preiswerter sein als ein aufwändig gearbeitetes aus Fellresten. Bei der Weiterverarbeitung bestimmt das Muster den Schwierigkeitsgrad. Im einfachen Fall, also ohne bestimmte Muster, lässt sich das Material wie Stoff verarbeiten. Sobald aber ein deutliches Muster vorhanden ist, muss der Schnitt darauf abgestimmtwerden.

Die Pelzstückenindustrie – seit hunderten von Jahren vor allem in Griechenland in den Städten Kastoria und Siatista ansässig, mit 5.000 Werkstätten und 20.000 Beschäftigten – ist ein wichtiger Teil der Pelzbranche geworden.

Sie ernährt Tausende von Familien und sorgt dafür, dass das wertvolle Material Pelz praktisch keinen Abfall aufweist und bis zum letzten Reststück ausgenutzt wird.


Stückenbezeichnungen:

Fuchs - Palmera: Parkettartig zusammengesetzte Fuchs-Hinterklauen ( Pfoten ) häufig auch bedruckt

Nerz-Thiliki: Bezeichnung für Nerzstücken, häufig gefärbt, auch geschoren

Nerz-Klauen, Persianer-Klaue : Pfotenvom Nerz bzw. vom Persianer

Nerz-Nourkolemi : Platte aus halbmondförmigen Stücken (innerer Oberschenkel)

( Quelle : Jury Fränkel' s Rauchwarenhandbuch, Rifra Verlag 1988/89 )